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Aktuelles

08. Januar 2023

Lützerath muss bleiben!

Warum wir uns für den Erhalt des Dorfes im rheinischen Braunkohlerevier einsetzen

Was ist die Ausgangslage?

Lützerath ist eine Siedlung in Erkelenz im Kreis Heinsberg und liegt direkt neben dem Braunkohle-Tagebau Garzweiler II. Der Energieversorgungskonzern RWE plant seit Jahren, Lützerath vollständig abzureißen, um den Tagebau auszudehnen.

Anfang Oktober 2022 entschieden das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur (beide Bündnis 90/Die Grünen) endgültig, dass die Kohle unter dem Gebiet Lützeraths durch die RWE Power AG bergbaulich in Anspruch genommen werden dürfe. Bereits seit 2020 lässt RWE in Lützerath Pflanzen roden und Häuser abreißen. Im Rahmen der Proteste von Klimaaktivist*innen dagegen wurden eine Mahnwache installiert sowie mehrere Dorfspaziergänge und Demonstrationen veranstaltet sowie Häuser besetzt.

Ab dem 10. Januar 2023 soll Lützerath geräumt werden.

Warum wird sich für den Erhalt des Dorfes eingesetzt?

Abgesehen davon, dass ehemalige Bewohner*innen den Ort ihrer Kindheit auch in Zukunft besuchen können wollen und das Dorf nicht als eigenständiger Ortsteil neu eingerichtet wird, sonden in das ebenfalls für den Braunkohleabbau umgesiedelte Dorf Immerath (neu) eingegliedert wird, geht es beim Kampf um Lützerath vor allem darum, die Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II zu verhindern – und so die abbaubare Kohlerestmenge zu begrenzen. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dürfen seit Januar 2023 nicht mal mehr 20 Millionen Tonnen Braunkohle aus dem Tagebau Garzweiler II gefördert werden, wenn Deutschland seiner internationalen Verpflichtung zur Einhaltung der im Pariser Klimavertrag beschlossenen 1,5-Grad Grenze mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit nachkommen will. Diese Menge wird bei der aktuellen Abbaugeschwindigkeit dieses Jahr erreicht.

Würde man historische Emissionen hinzuziehen oder die Einhaltewahrscheinlichkeit hochsetzen, hätte die Kohleverstromung bereits vor Jahren beendet werden müssen. Neubaur und Habeck haben sich in der sogenannten „Eckpunktevereinbarung für den Kohleausstieg 2030“ mit RWE darauf verständigt, dass aus dem Tagebau bis 2030 weitere 280 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden dürfen. Der Erhalt von Lützerath würde dafür sorgen, dass die dahinter und darunter liegende Kohle nicht gefördert werden könnte. So kann ein Großteil des Abbaus der geplanten Fördermenge verhindert werden.

Brauchen wir nicht kurzfristig aufgrund der Energiekrise die Kohle unter Lützerath?

Das von der NRW-Landesregierung im Zuge des RWE-Deal beauftragte Gutachten von BET besagt, dass aus dem Tagebau Garzweiler II in seinem derzeitigen Tagebaudesign noch 170 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden können, ohne dass Lützerath abgebaggert werden müsste. Bei einer jährlichen Fördermenge von 20 bis maximal 40 Millionen Tonnen Braunkohle würde der Vorrat daher selbst im extrem unwahrscheinlichen Fall eines Kraftwerksbetriebes unter Dauervolllast für weitere 4,25 Jahre ausreichen, ohne dass die Energieversorgung bei Erhalt von Lützerath gefährdet wäre. Bei der derzeitig geplanten Auslastung der Kraftwerke von durchschnittlich 25 Millionen Tonnen pro Jahr würde die Menge im jetzigen Tagebaudesign sogar für 6,8 Jahre, also bis kurz vor Ende 2030 ausreichen. Legt man die vom DIW errechneten Vorräte zu Grunde, reicht der Kohlevorrat außerhalb von Lützerath ganz sicher bis zum Ende der Kohleverstromung 2030 aus.

Alle Dörfer bleiben!

Der Abbau von Lützerath trägt also nicht zur Lösung der Energiekrise bei, sorgt aber dafür, dass Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen wird. Daher sagen wir, was der Deutsche Bundestag im Juli 2022 auch gefordert hat: Lützerath muss bleiben!

Schließt euch daher den friedlichen Demonstrationen in den nächsten Tagen in und rund um Lützerath an, etwa am Samstag, 14. Januar um 12 Uhr. Lasst uns gemeinsam für Klimagerechtigkeit sorgen!


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